Vielen Dank für ihre Bewerbung…

… leider müssen Ihnen jedoch mitteilen, dass wir Ihre Bewerbung nicht weiter berücksichtigen können. 

Dies ist eine Antwort auf meine 45. Bewerbung als UI/UX Designer. Initiativ. Mit einem 52-seitigen interaktiven Portfolio. Mit einem schmeichelnden Anschreiben, das alle positiven Aspekte für diese Stelle untermauert. Ja natürlich würde ich zur Firma passen und habe mir garantiert nicht erst 20 Minuten vorher eure ganze Firmenhistorie durchgelesen. Ja natürlich habe ich auch Ahnung von Research-Methoden und ich werde diese natürlich auch alle anwenden.

Ich bin ehrlich: meine Motivation und auch das Interesse für diesen Beruf ist komplett erloschen. Nicht nur, weil die Nachfrage in Deutschland so extrem mau ist. Es gibt noch weitere Gründe.

Es wird gespart

Der Fortschritt in der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz ist in den letzten 3 Jahren massivst angestiegen. Höchstwahrscheinlich schreiben 70% der Schüler/Studenten ihre Hausarbeiten mit Perplexity oder ChatGPT. Wundern würde es mich nicht. Die “Scheißarbeit”, irgendwelche Texte in einer Dokumentation zu schreiben, die eh keiner lesen wird, erspart man sich damit.

Einige Jobs sind durch eine KI natürlich unersetzbar. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich meinen Job als UI/UX Designer bzw. viele ihren Job in der Designbranche spätestens in 10 Jahren nicht ausführen können… oder eher brauchen.

Ich glaube, dass KI in den nächsten Jahren viele Aufgaben in der Designbranche effizienter erledigen wird. Einige Unternehmen könnten jedoch ganze Bereiche durch KI ersetzen, um Kosten zu sparen. Obwohl das positiv klingt, sehe ich darin einen Nachteil für das Unternehmensimage und die Arbeitnehmer.

Es nagt an einem

Gerade als Berufseinsteiger ist es fast schon unmöglich, irgendwie Fuß zu fassen. Die Mindestanforderungen werden immer höher gesetzt, da bewahrheitet sich dieses Meme immer wieder: When jobs want you to have 10 years of work experience before the age of 22. Seit Jahren veröffentliche ich neue Arbeiten und bin stolz auf meine Leistungen. Doch irgendwann wünscht man sich, dass die Projekte mehr Aufmerksamkeit erhalten, als nur 5 Likes auf LinkedIn und 2 Likes von Bots auf Twitter. Man wird einfach nicht wirklich ernst genommen und man tritt auf der Stelle.

Wiederholte Absagen oder das Ignorieren von Bewerbungen demotivieren mich stark und führten dazu, dass ich meine Fähigkeiten, Ausbildung und Karriereziele hinterfrage. Hat es sich bis hierhin gelohnt? Lohnt es sich überhaupt noch weiterzumachen, wenn die Karrierechancen verschwindend gering sind?

Und nun?

Ich plane einen Neuanfang, indem ich meine Kreativität als privates Hobby weiterführe und beruflich eine neue Richtung einschlage, um Abstand von Design- und kreativen Aufgaben in der Arbeitswelt zu gewinnen bzw. diese strikt zu trennen.

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Hallo